Die e-regio als lokaler Versorger für Erdgas, Strom aus Wasserkraft sowie für Wasser und Abwasser hatte bereits seit Längerem Bedarf an zusätzlichen Arbeitsplätzen. Im Jahr 2010 wurde eine Erweiterung und Umnutzung eines bestehenden Lagergebäudes zum Verwaltungsbau mit Kundenzentrum genehmigt und ausführungsreif geplant. Da expansionsbedingt zeitgleich noch weiterer Bedarf an Büroflächen entstand, erfolgte die Realisierung des Bauvorhabens zunächst nicht. Nach umfangreichen Bedarfsanalysen wurden neue Bebauungsvarianten für das Betriebsgrundstück erarbeitet, aus denen sich dann der Standort für ein neues Verwaltungsgebäude für mehr als 100 Arbeitsplätze mit integriertem Kundenzentrum entwickeln ließ.
Städtebauliche Anpassung an den Bestand
Eine besondere Herausforderung stellte die Einbindung des neuen Verwaltungsgebäudes zwischen die Bestandsgebäude dar. Diverse Entwurfsansätze wurden konzeptioniert, von einer fächerartigen Anordnung der Baukörper bis zur Aneinanderreihung von kleinteiligen Gebäuden. Realisiert wurde der städtebauliche Entwurf mit einem Innenhof. Das neue Gebäude, insbesondere das neue Kundenzentrum, konnte hierdurch sowohl funktionell als auch architektonisch zentral angeordnet werden. Dabei wurden auch die Zufahrten sowie die Stellplätze in der Lage optimiert. Die unmittelbar am Haupteingang platzierten Kundenparkplätze bieten heute auch die Möglichkeit, Elektrofahrzeuge an der neu errichteten Elektro-Tankstelle aufzuladen. An der abgewandten Seite des Innenhofes befindet sich eine ausreichende Anzahl an MitarbeiterParkplätzen.
Entwurf Gebäude
Das Gebäude sollte sowohl nach außen als auch nach innen Transparenz vermitteln. Die Funktionalität wie auch die Architektur haben klare Linien. Das richtige Mittelmaß zwischen schlicht, dennoch schick und modern war zu finden. Das Bauwerk besteht aus dem Hauptbaukörper mit der Büronutzung sowie dem integrierten Kundenzentrum als zentraler Schnittstelle zwischen altem und neuem Verwaltungsgebäude.
Konstruktion
Das Bauwerk wurde zweigeschossig in Skelettbauweise in Ortbeton ausgeführt. Die Außenwände wurden mit Mauerwerk ausgefacht. Um auch zukünftig größtmögliche Flexibilität in der Büronutzung gewährleisten zu können, wurden die Innenwände überwiegend in Trockenbauweise gefertigt. Außenseitig wurde ein Wärmedämm-Verbundsystem aufgebracht. Der Haupteingang des Kundenzentrums wird als Portal durch eine Fassadenbekleidung aus farbigen Aluminiumverbundplatten betont. Die Vordächer sind als verzinkte Stahlkonstruktion mit Glas ausgeführt.
Modernes Kundenzentrum
Das neue, repräsentative Kundenzentrum unterstreicht funktional wie auch architektonisch die kundennahe Dienstleistungs- und Servicephilosophie des Unternehmens. Über einen vorgesetzten, gläsernen Windfang betritt der Kunde den hellen Empfangsraum. An der modern ausgestatteten zentralen Empfangstheke findet der Besucher sofort einen Ansprechpartner. Durch die Errichtung zweier weiterer Arbeitsplätze kann der Kunde mit seinem Anliegen dann individuell betreut werden. Für den Fall, dass die Kundenberater noch im Gespräch sind, kann der Besucher die Wartezeit in einem gemütlichen Wartebereich überbrücken. Bei komplexeren Beratungsthemen können die Kundenberater auf ein Rückzugsbüro zugreifen, das eigens hierfür vorgesehen wurde. Der Raum wirkt großzügig, da er über 2 Geschosse geöffnet ist und im Obergeschoss von einer Galerie flankiert wird. Auf der Empore befindet sich ein weiterer gläserner Besprechungsraum. Eine freistehende einläufige Stahltreppe führt in das Obergeschoss. Große Fensterflächen lassen eine Durchflutung des Raumes mit viel Tageslicht zu. Ein weiteres Highlight der neuen ansprechenden Kundenhalle ist die Gestaltung der Decke mit sogenannten Baffeln. Es handelt sich hierbei um abgehängte Trockenbau-Elemente, die in Kreisen so angeordnet sind, dass eine Wolkenwirkung entsteht. Ergänzt wird die Wolkenoptik durch solitäre Abhangleuchten in Tropfenform. Die Baffeln dienen zusammen mit der schallabsorbierenden Abhangdecke zur Verbesserung der Raumakustik. Zur Optimierung von Funktion und Design war eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Raumakustiker, Innenarchitektin, Planer, Haustechnik-Ingenieuren und letztendlich den ausführenden Firmen erforderlich. Im Gesamtkonzept wirkt der neue Kundenbereich sehr offen und einladend, ist dennoch mit seinem modernen Design zurückhaltend. Die Architektur folgt damit konsequent den definierten Unternehmensgrundsätzen.
Helle Kombi-Büros
Die ursprünglich als herkömmliche Einzel- und Doppel-Büros geplanten Arbeitsräume wurden als Kombi-Büros mit offen gestalteten Büroflächen ausgeführt. Der jeweilige Büroraum mit bis zu 20 Arbeitsplätzen erstreckt sich über die gesamte Gebäudetiefe. Zusätzliche Einzelbüros für die Abteilungsleiter und Rückzugsbüros lassen die Open-Space-Büros kleinteiliger wirken. Somit besteht die Möglichkeit für die jeweiligen Abteilungen, jederzeit auch als Team zu agieren. Die Gliederung der jeweiligen Arbeitsplätze erfolgt durch unterschiedlich hohe Schränke, die als Raumteiler wirken. Ausgetüftelte Schranksysteme, wie z. B. ausziehbare RegalSchränke oder beidseitig nutzbare Schränke, erhöhen die Funktionalität bei gleichzeitiger optimaler Ausnutzung der Flächen. Der ergonomische Arbeitsplatz ist mit höhenverstellbaren Schreibtischen ausgestattet. Eine tageslichtgesteuerte, energieeffiziente LED-Deckenbeleuchtung sorgt für eine gleichmäßige Ausleuchtung der Büroflächen. Durch weitere LED-Stehlampen kann die jeweilige Arbeitsplatzbeleuchtung darüber hinaus individuell gesteuert werden. Auch die Meeting Points, Besprechungsräume, und Sanitärbereiche wurden mit moderner Technik funktional und energieeffizient ausgestattet. Die Besprechungsräume können durch den Einbau mobiler Trennwände aufgeteilt werden und sind damit flexibler nutzbar. Die einladend gestalteten Teeküchen dienen gleichzeitig als Treffpunkte und laden zum spontanen fachlichen Austausch unter Kollegen ein.
Moderne Gestaltung der Fassade – Varianten durch Animationen
Die Herausforderung bei der Fassadengestaltung, und hier insbesondere der Farbwahl, war die Integration eines neuen, modernen Gebäudes zwischen zwei Bestandsgebäuden mit absolut gegensätzlichen Designs. Auf der einen Seite das in die Jahre gekommene ehemalige Rathaus in warmen Braun und Gelb-Farbtönen, auf der anderen Seite das eher nüchterne Technikgebäude in großteils kühlen grauen und blauen Farbnuancen. Nach diversen Entwürfen zur Fassadengestaltung, beginnend bei Varianten zur Fensteranordnung bis zur Farbauswahl, entstand ein Design, das sich bewusst von den Bestandsgebäuden absetzt. Die Fenster wurden in Abhängigkeit von der Raumaufteilung abwechslungsreich angeordnet, so dass diese Unregelmäßigkeit zusammen mit der gleichbleibenden Fensterbreite zu einem harmonischen Gesamtbild beiträgt. Die Treppenräume im Süden werden durch große Fensterflächen über beide Geschosse betont. Akzente werden durch das farblich abgesetzte Portals des Haupteingangs mit dem Windfang und den Vordächern gesetzt. Die Kupferfarbe des Portals konnte mit Hilfe von digitalen 3-D-Visualisierungen vorab in der Gesamtwirkung erfasst, bemustert, optimiert und dann bewusst ausgewählt werden. Gerade bei der Fassade trug die digitale dreidimensionale Erfassung aller Planungsdaten zur Entscheidungsfindung des Bauherrn maßgeblich bei. So hatte der Bauherr während der jeweiligen Planungsphasen jederzeit fotorealistische Eindrücke seines künftigen Gebäudes, was sich auch bei der Wahl der Materialien und deren Farbgebung stets als gute Entscheidungshilfe darstellte.
Wie geht´s weiter?
Eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe liegt nun hinter uns und wir freuen uns bereits darauf, in einem nächsten Schritt das ältere, bestehende Verwaltungsgebäude planerisch bearbeiten zu dürfen. Das bedeutet…eine Fortsetzung folgt …
– Dipl.-Ing. Architektin Bettina Scheer