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Planung und Bau der steilsten Wasserbahn der Welt für das Phantasialand

Der Freizeitpark Phantasialand in Brühl beauftragte 2011 die PE Becker GmbH mit der Planung und Realisierung der steilsten Wasserbahn der Welt. Basierend auf einem Entwurfsmodell des Park-Designers und der Bahngeometrie durch den Anlagenbauer mussten diverse Bauwerke mit den entsprechenden Gestaltungselementen sowie den technischen Ausstattungen unter strenger Geheimhaltung verwirklicht werden. Zum ersten Mal hatte die PE Becker die eine Aufgabenstellung, aus einem maßstäblichen Gestaltungsmodell eine technische Planung zu entwickeln. Anhand von Modellfotos und einer Vielzahl technischer Gespräche mit Fachplanern und Bauherrenvertretern nahm die komplexe Konstruktion nach und nach Gestalt an.

Bauablauf

Im 1. Bauabschnitt wurde zwischen den Weih- nachts- und Osterferien 2012 die vorhandene Wildwasserbahn zurückgebaut. Anschließend wurde eine Verbindungsbrücke zwischen den Themenwelten Alt-Berlin, Westernstadt und China errichtet. Im Sommer 2012 wurde mit dem 2. Bauabschnitt, dem eigentlichen Bau der neuen Wasserbahn, begonnen.

Neben den Regelgründungen kam eine bis zu 16 m tiefe und ca. 110 m lange Bohrpfahl- wand als Spezialgründung zur Ausführung. Die beengten Platzverhältnisse auf der Baustelle stellten eine besondere Herausforderung hin- sichtlich der Baustellenlogistik und der Sicherheitsmaßnahmen an das Bauleitungsteam der PE Becker GmbH dar. Über 750 Tonnen verzinkte Stahlbauteile, 400 Tonnen Bewehrungsstahl, 4.000 m3 Ortbeton sowie diverse Betonfertig- teile mussten über eine beengte Baustellen- zufahrt und durch 2 Hauptkräne zum Einbauort gebracht werden. Um die Bauzeitvorgabe von etwa 1 Jahr einhalten zu können, musste überwiegend im 2-Schicht-Betrieb von 6:00 bis 22:00 Uhr gearbeitet werden.

Planung

Aufgrund der geometrischen und technischen Komplexität der Bauwerke wurde die Ausführungsplanung dreidimensional (3-D) erarbeitet. Die Vielzahl an Zwangspunkten im Bestand, wie eine in Betrieb befindliche Fahrattraktion im direkten Umfeld, die teilweise von der neuen Bahn durchdrungen wird, machte eine äußerst präzise Planungsmethodik unumgänglich. Ein weiterer entscheidender Vorteil dieser Arbeitsweise bestand in dem digitalen Datenaustausch von 3-D-Elementen aus dem Planungsentwurf in die Tragwerksplanung und die Haustechnik und wieder zurück in die 3-D-Ausführungsplanung. Diese Daten wurden dann den ausführenden Firmen zur Verfügung gestellt, wo sie u. a. bei der CNC-Fertigung der Stahlkonstruktionen zum Einsatz kamen. Durch diese integrierte digitale Planung und Fertigung konnte die Schnittstelle Mensch als potentielle Fehler- quelle weitgehend ausgeschlossen werden. Letztendlich wurden alle 3-D-Daten bei der Hochbau-Abteilung der PE Becker GmbH zusammengeführt und koordiniert. Dies ermöglichte es, dass die hohen Anforderungen an die aus Bahnsymmetrie, Lichtraumprofil und Wassertechnik resultierende Maßgenauigkeit berücksichtigt werden konnten. So konnte ein bizarres, später nicht mehr sichtbares, Gebilde aus Ortbeton-, Fertigteil- und Stahl-Bauteilen mit aufwendigen Anschluss-Details entstehen. Die dekorative Oberflächengestaltung mit Felsen, Wasser und Pflanzen erfolgte auf einer bis ins kleinste Detail geplanten Unterkonstruktion aus Stahl.

Die komplexe Architekten- und Ingenieurleistung begann mit der Genehmigungsplanung und endete mit der Fertigstellung der Fahrattraktion. Überwiegend waren 12 PE-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus den Abteilungen Hoch- und Ingenieurbau und Tiefbau zeitgleich an dem Projekt tätig.

Wassertechnik

Seit Beginn der Planung waren die Wasserfälle integraler Bestandteil der mexikanischen Felsenlandschaft Chiapas. Für die Wasserfälle wurde neben dem Kreislauf der Wildwasser- bahn ein eigener Show-Wasserkreislauf installiert. Für die Zirkulation des Show-Wassers wurden insgesamt 7 Tauchmotorpumpen mit einer elektrischen Gesamtleistung von ca. 360 kW erforderlich. Aus diesem Show- Wasserkreislauf werden heute 15 Wasser- fälle beschickt. Die geodätischen Förderhöhen betragen zwischen 4 m und 18 m. Zur Beschickung der Wasserfälle wurden ca. 700 m Rohrleitungen der Dimensionen DN 200 bis DN 500 mm verbaut.

Die Wassermengen werden mittels Elektroschiebern hydraulisch gesteuert und den einzelnen Wasserfällen so zugeleitet, dass ein naturnahes Wasserschauspiel entstehen konnte. Die Durchflussmessungen erfolgen mit elektromagnetischen Induktionsmessgeräten. Die Rohrleitungen münden in kleine Becken an den jeweiligen Wasserfällen. Dort läuft das Wasser über hydraulisch sorgfältig bemessene Überlaufschwellen, die im Zuge der Felsbauarbeiten nach den Planvorgaben der Abteilung Tiefbau modelliert wurden.

Der Wasserkreislauf der gesamten Anlage hat ein Volumen von etwa 1.600 m3. Die Planung der Wasserführung und -technik sowie der Regenrückhaltebecken mit Umlegung eines bestehenden Bachlaufes erfolgte durch die Tiefbau-Abteilung der PE Becker GmbH.

CHIAPAS – DIE Wasserbahn

Die modernste Wasserbahn der Welt mit der steilsten Abfahrt von 53° Gefälle garantierte uns während der Planungs- und Ausführungs- phase viel Spaß und Nervenkitzel, der sich sicherlich inzwischen auf die vielen Fahrgäste übertragen hat.

– Dipl.-Ing. Architektin Bettina Scheer
– Dipl.-Ing. Andreas Göttgens